Sachverständigentätigkeit | Dr. Nahlah Saimeh

Sachverständigentätigkeit

Forensisch-psychiatrische Sachverständigentätigkeit mit Schwerpunkt Schuldfähigkeit, Kriminaltherapie und Kriminalprognose/Risk-Assessment, Beurteilung von Lockerungen in Strafvollzug, Maßregelvollzug und Sicherungsverwahrung, Kriminalprognosen bei Entlassung aus langjährigen Haftstrafen und bei lebenslanger Haft oder bei Sicherungsverwahrung (vgl. §§ 63, 64, 66 StGB, §§ 56, 57, 68 StGB, §§ 453, 463 StPO, §§ 11, 13, 109 StVollzG, § 5 JGG)
Gutachten zu Kriminaltherapie/Kriminalprognose/Risk-Assessment bei Maßregelvollzugspatienten der Forensischen Psychiatrie
Sachverständigentätigkeit im Rahmen der Klärung von Fehlzuweisungen in die Forensische Psychiatrie
Neue Begutachtung bei erneuten Verhandlungen im Rahmen von Revisionen
Sachverständige Drittmeinung
Methodenkritische Gutachten
Gutachten zur Geschäftsfähigkeit und Testierfähigkeit (OLG)

Schwerpunktgebiete

Schuldfähigkeits- und Prognosebegutachtung / Risiko-Profi-Erstellung bei

Gewaltdelinquenz / Tötungsdelinquenz im sozialen Nahfeld / häusliche Gewalt / Intimpartnergewalt
Gewalt im öffentlichen Raum
Extremistisch motivierte Gewalt (Ideologie-übergreifend) und Hass-Kriminalität
paraphile und nicht paraphil motivierte Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung inkl. Sexualstraftaten in digitalen Medien, sexuell motivierte und sexuell assoziierte Tötungsdelikte
Begutachtung bei differentialdiagnostischer Klärung des Schweregrades einer forensisch relevanten psychischen Störung / Fehleinweisung
Klärung differentialdiagnostischer Fragestellungen im Zusammenhang mit Fragestellungen zu Schuldfähigkeit und Prognose
Beurteilung kriminaltherapeutischer Behandlungseffekte im Zusammenhang mit Fragen des psychiatrischen und nicht-psychiatrischen Maßregelvollzuges

Über meine Arbeit als Sachverständige:

Als Sachverständige nehme ich nur Aufträge von Institutionen und Behörden an. In erster Linie sind das Justizbehörden, Justizvollzugsanstalten und Forensische Kliniken.

Mein Beruf verlangt von mir, als Sachverständige neutral sein zu müssen. Wenn ich meine fachliche Expertise nicht neutral einbringen könnte, könnte ich den Beruf nicht ausführen. Ein Sachverständiger, der nicht neutral ist, wird wegen Befangenheit abgelehnt.

Seit vielen Jahren stehe ich wegen meiner beruflichen Tätigkeit auch Medien zur Verfügung, um über Risikofaktoren für Gewaltkriminalität zu informieren. Viele Menschen wollen das Unbegreifliche, was wir Menschen einander antun, „verstehen“, im Sinne von „Erklärungen“ dafür haben. Meine Ausführungen zu Kriminalität sind als wissenschaftlich fundierte Erklärungen, also das objektive Aufzeigen von Zusammenhängen, zu verstehen. Es geht nicht um Rechtfertigung und nicht um Billigung.

Privat-Gutachten erstelle ich nicht, da ich in meiner gutachterlichen Expertise nur meinem fachlichen Ergebnis verpflichtet bin und keinerlei Erwartungshaltung bediene.

Dreh- und Angelpunkt meiner Tätigkeit ist meine Unparteilichkeit gegen jedermann, unabhängig von dessen Geschlecht oder Gender, konfessionelle oder politische Überzeugung, Herkunft, Nationalität und anderen Zuordnungen. Es geht um einen hoch spezialisierten Blick aus der Perspektive der Forensischen Psychiatrie auf Menschen im Zusammenhang mit strafrechtlich relevantem Handeln gem. StGB.

Erklären heißt nicht entschuldigen. Erklären heißt nicht rechtfertigen. Wer Straftaten rechtfertigt, bedient sich der Logik der Täter.

Mehr Informationen zur Tätigkeit von Sachverständigen im Strafrecht finden Sie unter den folgenden Leitfragen.

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und Ihre Zeit.

Dr. Nahlah Saimeh

Häufige Fragen / FAQ

1. Warum Gutachten im Strafrecht?

Das Zivilrecht, Sozialrecht und Strafrecht stellt verschiedene Fragen an die Psychiatrie. Im Strafrecht sind forensisch- psychiatrische und rechtspsychologische Gutachten notwendig, weil in Deutschland ein sog. zweispuriges Strafrecht existiert. Es geht auf den Schweizer Strafrechtler Carl Stooss (1849 – 1934) zurück, in dem Strafe für Tatschuld und Maßregeln der Besserung und Sicherung für psychisch schwer gestörte, aber gefährliche Täter vorgesehen sind. Dazu müssen Straftäter psychiatrisch untersucht werden. Nur Ärzte können Diagnosen stellen oder auch psychische Gesundheit bestätigen. Juristen dürfen das nicht eigenständig tun. Daher benötigen Staatsanwaltschaften und Gerichte Gutachten zur Schuldfähigkeit.

2. Welche forensisch-psychiatrischen Gutachten gibt es im Strafrecht?

Im Strafrecht gibt es zwei grundlegende Fragestellungen: Schuldfähigkeitsgutachten und sog. Prognosegutachten.

Gutachten zur Schuldfähigkeit erläutern dem Gericht, ob eine angeklagte Person zum Tatzeitpunkt nachweislich psychisch schwerwiegend gestört war oder nicht. Nur sehr schwerwiegende psychische Störungen haben überhaupt einen Einfluss auf die Entscheidung des Gerichts über die Schuldfähigkeit. Der Sachverständige hat sich der kritischen Befragung durch Gericht, Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage-Vertretern zu stellen und seine Feststellungen fachwissenschaftlich zu begründen. Auch die Angeklagten und Nebenkläger dürfen selbst Sachverständige vor Gericht befragen.

Gefährlichkeitsprognostische Gutachten befassen sich konkret mit der Wahrscheinlichkeit, dass ein Straftäter in Zukunft erneut Straftaten begehen wird. Begutachtet werden Personen, die sich bereits in Strafhaft oder einer Maßregel wie z.B. der Forensischen Psychiatrie oder der Sicherungsverwahrung befinden.

Die Entscheidungen über die Fortdauer einer Unterbringung in der Haft, Sicherungsverwahrung oder Forensik trifft das Gericht eigenständig unter Bewertung der vom Gutachter dargelegten Fachkenntnisse. Gerichte sind allerdings nicht an Gutachten gebunden, sondern können z.B. auch eigenständig unter rein juristischen Aspekten über die Entlassung von Menschen entscheiden, bei denen weitere Straftaten durchaus zu erwarten sind. Das sind dann sog. Entlassungen aus Gründen der Verhältnismäßigkeit.

3. Welche Pflichten haben Sachverständige?

Forensisch-psychiatrische Sachverständige sind keine Ermittler. Sie haben nicht die Täterschaft einer Person festzustellen oder auszuschließen.

Sachverständige sind keine Verfahrensbeteiligten. Sie werden z.B. nicht dazu befragt, ob ein Zeuge auf seine Aussage hin vereidigt werden soll. Staatsanwaltschaft und Verteidigung werden dazu aber angehört. Sachverständige werden ausschließlich zu ihrem Gutachten angehört, das durch Staatsanwaltschaft und Gericht vorgegebene Fragen zu beantworten hat.

Sachverständige sind keine Verteidiger. Sie haben nicht die Aufgabe, Täter „in Schutz“ zu nehmen oder für ein milderes Strafmaß zu sorgen.

Sachverständige müssen unparteiisch sein und sind in ihren Aussagen ausschließlich ihrer fachwissenschaftlichen Expertise verpflichtet.

Wenn ein Sachverständiger Interessen einer Partei vertreten würde oder einer Person nicht neutral gegenüberstehen könnte, würde er als befangen gelten und seiner Pflichten entbunden.

Neutralität gegen alle Verfahrensbeteiligten ist daher oberstes Gebot.

Sachverständige unterliegen von Berufs wegen als Gutachter nicht der ärztlichen Schweigepflicht, sondern habe all ihre Kenntnisse dem Auftraggeber (auftraggebende Behörden) zu offenbaren. Sie dürfen daher nicht für sich behalten, was ein Proband (d.h. die Person, die begutachtet wird) unter dem Siegel der Verschwiegenheit als Geheimnis erzählen möchte. Gesteht ein Gutachtenproband in einer sachverständigen Exploration (d.h. die Begutachtung) z.B. eine weitere, bisher nicht aktenkundige Tat, so hat der Gutachter den auftraggebenden Behörden darüber Mitteilung zu machen.

Sachverständige dürfen keine Urteile kommentieren und sie können auf ihr Gutachten auch vereidigt werden. Wer vor Gericht einen Meineid schwört, wird gem. § 154 StGB mit einer Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.

4. Was ist dabei Aufgabe von Sachverständigen, was ist Aufgabe des Gerichts?

Das Gericht stellt die Täterschaft und die Tat-Schwere fest und legt das Strafmaß fest.

Sachverständige vermitteln dem Gericht jenes Fachwissen, dass das Gericht befähigt, dann eigenständig und aus eigener fachlicher Überzeugung heraus zu urteilen.

Es ist nicht Aufgabe von Sachverständigen, auf die Urteilsfindung einzuwirken und Feststellungen zum Strafmaß zu treffen. Psychiatrische Sachverständige sind nicht an der Diskussion um ein Strafmaß beteiligt.

Gutachter sind fach-bezogene „Ratgeber des Gerichts“. Sie sind in ihrem Fach-Bereich unabhängig.

5. Was bewerten forensisch-psychiatrische Sachverständige genau?

Bei Gutachten zur Schuldfähigkeit geht es um eine psychiatrische Diagnostik. Es geht um die Frage, ob ein Angeklagter eine definierte psychische Störung hat, die den internationalen Diagnose-Klassifikationen entspricht. Es geht hier um eine psychiatrisch-medizinische Frage und wenn ein Störungsbild vorliegt, muss es durch die international gültigen Klassifikationssysteme ICD oder DSM beschreibbar und nachweisbar sein.

Dann wird vor dem Hintergrund von der Justiz vorgegebener Kriterien untersucht, ob eine solche Störung auf die Einsichtsfähigkeit in das Unrecht einer Tat oder auf die Steuerungsfähigkeit bei Begehung der Tat Einfluss hatte. Als Gutachter beschreibt man die klinischen Symptome einer Störung und prüft, ob sie überhaupt auf die Einsichtsfähigkeit oder Steuerungsfähigkeit bei der Tatbegehung Einfluss gehabt haben. Bei vielen psychischen Störungen ist das nicht der Fall. Es gibt nur relativ wenige, gravierende psychische Störungen, die in Bezug auf Unrechtseinsicht oder auf die Steuerungsfähigkeit im Strafrecht überhaupt eine Auswirkung haben.

Bei den sog. gefährlichkeitsprognostischen Gutachten, die eigentlich Risiko-Profil-Analysen sind, wird untersucht, welche Gefährlichkeit von einem bereits verurteilten Straftäter weiterhin ausgeht. Das spielt vor allem eine Rolle bei schwerer Gewaltkriminalität, also vor allem versuchten und vollendeten Tötungsdelikten und dem ganzen Spektrum von Sexualstraftaten. Dazu werden auch bestimmte Checklisten und statistische Instrumente verwendet.

Das Gericht bleibt bei der Würdigung der Ergebnisse eines Gutachtens und bei der Entscheidung immer frei.

6. Wie viel Einfluss haben Sachverständige vor Gericht?

Der Einfluss ist vor allem gegeben bei allen Fragen, die sich mit der Diagnose einer psychischen Störung befassen sowie mit einer zeitlich unbefristeten Unterbringung in der Forensischen Psychiatrie oder in der Sicherungsverwahrung. Das Gericht hat seine Entscheidungen unabhängig nach eigenständiger Würdigung des Gutachtens zu treffen.

Welches zusätzliche Strafmaß, also wie viel Jahre Haft zusätzlich ausgeurteilt werden, hat der Sachverständige nicht zu sagen, nicht vorzuschlagen und nicht zu bewerten. Das ist ausschließlich Aufgabe der Justiz.

7. Wie viel Einfluss hat die Beurteilung eines Sachverständigen auf das Strafmaß?

Bitte lesen Sie dazu Punkt 6.

8. Wie wird die Beurteilung durch die Gerichte dann genau verarbeitet?

Das ist unterschiedlich. Der Sachverständige erfüllt seine Aufgabe dann richtig, wenn er dem Gericht die eigene Sachkenntnis so deutlich erklärt, dass das Gericht eigenständig diese Sachkenntnis bei seiner Arbeit anwenden und prüfen kann.

Das Gericht legt im Urteil dar, wie es das Gutachten eines Psychiaters bewertet hat.

9. Fließt die Sicht der Opfer mit ein?

Ein Gutachter stellt eine Diagnose bei einer konkreten individuellen Täter-Person, bei der die Sicht des Opfers keinen Einfluss haben darf. Das ist ein Grundprinzip der Medizin. Diagnosen sind Fach-Bewertungen.

Aber die Beschreibungen des Opfers, wie eine Tat abgelaufen ist, sind aus forensisch-diagnostischen Gründen sehr wichtig. Beispielsweise kann die Beschreibung, wie der Täter sich bei der Tat verhalten hat, einen sehr wichtigen Hinweis darauf geben, ob der Täter sich z.B. vollumfänglich hat steuern können. Deswegen sind auch Zeugenaussagen für Sachverständige wichtig.

10. Klinik statt Justizvollzug – Luxus für Straftäter?

Generell sind die Sicherheitsstandards in Kliniken für Forensische Psychiatrie mit denen von Justizvollzugsanstalten vergleichbar.

Unterbringungen in der Forensischen Psychiatrie werden vom Gericht dann angeordnet, wenn eine Straftat von einem nachweislich zum Tatzeitpunkt psychisch schwerwiegend gestörten Täter begangen wurde und die Tat ursächlich mit der schweren psychischen Störung zusammenhängt. Ferner muss der Täter aufgrund der Störung weiterhin für die Allgemeinheit gefährlich sein und daher untergebracht werden. Viele psychische Störungen sind für strafrechtliche Fragestellungen völlig irrelevant.

Eine Maßregel für voll schuldfähige Täter mit besonderer Gefährlichkeit ist die Sicherungsverwahrung, die im Anschluss an eine Strafhaft in einer Justizvollzugsanstalt vollstreckt wird.

11. Wer kommt in die Forensische Psychiatrie?

Menschen mit psychischen Störungen werden insgesamt nicht häufiger straffällig als gesunde Menschen. Es ist aber zweifelsfrei erwiesen, dass vor allem Erkrankungen, die eine stark veränderte Realitätswahrnehmung betreffen und mit Wahnerleben und Sinnestäuschungen einhergehen, ein deutlich höheres Risiko für gewalttätiges Verhalten aufweisen.

Auch Alkohol- und Drogenkonsum sind Risikofaktoren. Bei einer Kombination solcher Erkrankungen steigt das Risiko für Gewalttaten im Vergleich zur gesunden Bevölkerung massiv an. Auch bei schwerwiegenden Schädigungen der Gehirnfunktionen kann die Impulskontrolle so beeinträchtigt sein, dass die Personen nur in einer Klinik untergebracht werden können.

12. Warum ist Wissensvermittlung nicht mit Relativierung gleichzusetzen?

Sachverständige vermitteln ihr Wissen an eine andere Person, welche Faktoren in einer bestimmten Situation berücksichtigt werden sollten, damit diese Person ihre Entscheidung besser abwägen kann. Dadurch wird weder der Anlass für ein Gutachten noch die schlussendliche Entscheidung bewertet oder relativiert. Das haben alle Sachverständigen, völlig unabhängig vom Kontext, gemeinsam.

Eben dieser sachliche Wissenstransfer befähigt die andere Person, eigenständig eine Entscheidung unter Berücksichtigung der relevanten Faktoren zu treffen.

Ob diese Person jedoch das Wissen des Sachverständigen berücksichtigt, bleibt ihr selbst überlassen.

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